Weltladen in Halle (Saale) | Eine Welt e.V. Halle

Eine-Welt-Verein Halle/Saale am Eselsbrunnen

Akteur*innen im Fairen Handel

08.01.2021

Nachdem wir die Entstehung des Fairen Handels und die Entwicklung der Fair-Handels-Netzwerke betrachtet haben, wollen wir auch die einzelnen Akteur*innen kennenlernen, die dem Fairen Handel nicht nur Leben verleihen, sondern ohne die der Faire Handel gar nicht möglich wäre. Hierbei fangen wir dort an, wo auch die Wertschöpfungskette unserer Produkte beginnt und treffen im Laufe der Lieferkette auf unterschiedliche weitere Akteur*innen.

Die Produzent*innen sind die Handwerker*innen, Künstler*innen und Kleinbäuer*innen, die am Anfang der langen Lieferketten stehen. Sie bauen beispielsweise unseren fairen Kaffee an oder fertigen faire Schmuckstücke.

Da sie im konventionellen Handel oft gar keinen oder nur unter schlechten Bedingungen Zugang zum Exportmarkt haben, sind sie die Hauptzielgruppe des Fairen Handels. Dieser ermöglicht es, die Erzeugnisse von Produzent*innen, die durch politische, kulturelle, soziale oder andere Faktoren benachteiligt werden, zu vermarkten und ihnen so Zukunftsperspektiven und eine Lebensgrundlage zu schaffen. Der Faire Handel trägt dazu bei, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern und ihre Organisationen zu stärken. Auf diese Weise werden Perspektiven für mehr als 2,5 Mio. Produzent*innen und ihre Familien weltweit geschaffen.

Produzent*innen schließen sich oft zu sogenannten Kooperativen zusammen. Diese stellen nicht nur eine Interessengemeinschaft dar, in der sich gegenseitig unterstützt und voneinander gelernt wird, sondern dienen auch dem gemeinsamen Handel mit Importeuren.

Bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen, wie beispielsweise Rohkaffee, Kakaobohnen oder Baumwolle, bestehen sie nicht selten aus mehreren 10.000 Kleinbäuer*innen.

Im Bereich Kunsthandwerk oder bei Textilien gibt es zumeist private Betriebe, die eine eigene Produktionsstätte haben und/oder mit externen Handwerker*innen- und Künstler*innengruppen oder auch einzelnen Handwerker*innen und Künstler*innen zusammenarbeiten.

Damit die fertigen oder End- oder Teilprodukte auf die Reise zu ihren Verbraucher*innen gehen können, werden sie von Importeuren bei den Kooperativen geordert. Die Importeure bilden also eine Schnittstelle im Fairen Handel. Sie sind zur Einhaltung der Prinzipien des Fairen Handels verpflichtet und werden dahingehend genau überprüft. Dies dient einerseits der Absicherung der Produzent*innen und schafft andererseits das Vertrauen in die importierten Produkte auf Seiten der Verbraucher*innen.

Importeure und Kooperativen entwickeln langfristige und direkte Handelsbeziehungen, die für die Produzent*innen Perspektiven schaffen. Oft finanzieren die Importeure die Prduktion von Waren vor, damit schaffen sie eine sichere Arbeitsgrundlage für Produzent*innen.

Importeure können kleinere oder größere Unternehmen sein. Sie fokussieren sich zum Teil auf ein bestimmtes Herkunftsland und arbeiten nur mit einem oder wenigen Handelspartner*innen zusammen. Andere Importeure sind in mehreren dutzend Ländern aktiv und bieten ein Vollsortiment an Produkten an. Oftmals werden unter dem Namen von Importeuren auch Teilprodukte importiert und im Zielland weiterverarbeitet.

Wenn die fair gehandelten Produkte verkaufsfertig sind, geht ihr Weg von den Importeuren weiter zu Großhändler*innen, welche die Produkte weiter vertreiben. Eine wichtige Rolle spielt für uns als Weltladen die regional tätige F.A.I.R.E. Warenhandels e.G.

Diese Genossenschaft wurde 1996 von 39 Weltläden, Privatpersonen und Initiativen gegründet. Die Form der Organisation wurde bewusst in Anlehnung an die demokratisch strukturierten Kooperativen gewählt. Zweck der Genossenschaft ist die wirtschaftliche, kulturelle, soziale Förderung, Bildung und Betreuung der Mitglieder. Über den Handel hinaus engagiert sich die F.A.I.R.E. für die entwicklungspolitische Bildungs- und Informationsarbeit.

Vom Großhandel geht es für die Produkte weiter in den Einzelhandel. Zu Beginn der Fair-Handels-Bewegung wurden fair gehandelte Produkte oft noch an mobilen Verkaufsständen oder sogar mittels Bauchladen verkauft. Später entstanden mit den Weltläden die ersten Fachgeschäfte des Fairen Handels. Seit Anfang der 1990er Jahre finden sich fair gehandelte Produkte von großen Handelsunternehmen auch in Supermärkten. Discounter entwickeln teilweise ihre eigenen Fair-Handels-Marken.

Auch online findet man von Schmuck bis Kleidung mittlerweile ein breites Angebot fair gehandelter Produkte. Das Angebot fair gehandelter Waren wächst nicht nur im Einzelhandel. Auch mehr als 20.000 Cafés, Kneipen und Hotels haben Kaffee, Tee und andere Lebensmittel aus Fairem Handel auf ihre Speisekarten gesetzt.

Wer konsumiert, trifft Entscheidungen - auch darüber, ob transparente Lieferketten, faire Produktions- und Arbeitsbedingungen sowie langfristige globale Beziehungen am Ende der Lieferketten einen Mehrwert darstellen. Daher spielen auch Verbraucher*innen eine nicht zu vernachlässigende Rolle im Fairen Handel.

Wenn du also vor einem Regal im Supermarkt stehst und dich für ein fair gehandeltes Produkt entsteidest, oder ganz bewusst bei Anbieter*innen von fair gehandelten Produkten konsumierst, trägst du zur Förderung der Produzent*innen bei.

Nicht nur die Kaufentscheidung Einzelner, sondern auch weitreichende politische Debatten und Entscheidungen sind für den Fairen Handel von großer Relevanz. Zum einen um den Fairen Handel bekannter zu machen und dessen Absatz zu steigern, zum anderen um den konventionellen Welthandel zu verändern, schließen sich Akteur*innen der Fair-Handels-Bewegung zusammen und formulieren Forderungen an die Politik. Hierbei spielen der Weltladen Dachverband, das Forum Fairer Handel, die World Fair Trade Organisation und Fairtrade International bzw. Fairtrade Deutschland eine große Rolle. Aktuell fordern einige dieser Akteur*innen gemeinsam mit anderen Organisationen die Einführung eines verbindlichen Lieferkettengesetzes. Damit soll eine gesetzlich bindende Grundlage geschaffen werden, die Menschen in Produkionsketten vor Ausbeutung schützt und Transparenz für Verbraucher*innen schafft - auch über Ländergrenzen hinweg.

Quellenverweise:
 Weltladen Dachverband: "Produzenten"; "Lieferketten"
 Forum Fairer Handel: "Fairer Handel - Akteure"
 F.A.I.R.E. Warenhandels e.G.: "Über uns - Die Genossenschaft"